Tim Nothdurft im Sprung bereit zum Torwurf

BEFREIENDER SIEG GEGEN STUTTGART

In teilweise sehr starker Manier hat der Bergische HC den TVB Stuttgart niedergerungen. Beim 33:28 (19:13) legten die Löwen vor allem in der ersten Halbzeit im Angriff eine herausragende Leistung hin und stellten damit die Weichen in Richtung eines besonderen Bundesliga-Sieges.
Zum einen hatte Trainer Jamal Naji im Vorfeld eingeräumt, dass die beiden Ein-Tor-Niederlagen in der vergangenen Saison weh getan hatten und daher die Motivation noch ein bisschen größer als sowieso schon gewesen war. Zum anderen handelte es sich auch mit Blick auf die Tabellenkonstellation um ein wichtiges Spiel. Der Erfolg verschafft den Bergischen ein wenig Puffer zu den unteren Regionen.

Wie wichtig der Mannschaft dieses Match war, erkannten die knapp 2400 Fans in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle von Anfang an. Die ersten Angriffe trugen die Hausherren mit Präzision und Entschlossenheit vor, so dass der Ball sechs Mal in Folge einschlug. Mit Linus Arnesson, Lukas Stutzke und Djibril M’Bengue startete die Rückraum-Achse genau so stark wie Frederik Ladefoged am Kreis.

Im Laufe der Partie drehte auch ein Außenspieler richtig auf. Tim Nothdurft leistete sich im gesamten Match nur einen Fehlwurf, versenkte ansonsten aus Lagen, später sogar nach einem Rückhand-Zucker-Zauber-Pass von Arnesson per Kempa-Trick. Es war ein Sahnetag für den Rechtshänder, der zwölf Mal traf und dabei auch von Peter Johannesson profitierte, der immer wieder Paraden einstreute, nach denen er direkt den Gegenstoß einleiten konnte.

In der ersten Halbzeit spielte der BHC im Angriff insgesamt aus einem Guss. Die Schwaben versuchten es in unterschiedlichen Deckungsvarianten, von der keine so recht zünden wollte. Der BHC fand immer wieder Lösungen. Auf der anderen Seite des Feldes überraschten auch die Bergischen zu Beginn mit einer 5:1-Abwehrvariante und stellten auch damit den Kurs Richtung Sieg.

In der 26. Minute erzielte Frederik Ladefoged das 18:11, in die Pause ging es mit einem 19:13. Und danach beseitigten die Löwen schnell jeden Zweifel am Erfolg. Stutzke, Nothdurft und nochmals Stutzke komplettierten den halbzeitübergreifenden 4:0-Torelauf zur 22:13-Führung – der höchsten im gesamten Spiel.

Bis zur 45. Minute behielten die Gastgeber die Kontrolle, ehe beim Stand von 29:21 die Schwaben eine Auszeit nahmen. Sie brachten den siebten Feldspieler und kamen damit noch einmal ein bisschen heran – auch, weil der BHC sich nun im Angriff etwas schwerer tat. So stellte auch BHC-Coach Jamal Naji auf Sieben-gegen-Sechs um. Das erlösende 30. Tor markierte Nothdurft zum 30:25. Damit war auch der letzte kleine Funke Stuttgarter Hoffnung erloschen.
Bemerkenswert: Dem BHC gelang dieser souveräne Sieg trotz zusätzlicher Ausfälle. Torhüter Christopher Rudeck und Linksaußen Noah Beyer waren krank, Elias Scholtes musste mit seiner Fußprellung noch einmal passen. Louis Oberosler und Tobias Schmitz standen deshalb spontan im Kader.

LÖWENGEBRÜLL – STIMMEN ZUM SPIEL
MICHAEL SCHWEICKARDT: „Das war ein absolut verdienter Sieg für den BHC. Auf der anderen Seite bin ich sehr enttäuscht über das, was wir heute geboten haben. Wir kommen schlecht in die Partie. Mit einer offensiven Abwehr schafft der BHC es Unruhe in unser eigenes Spiel zu bringen und dazu haben wir defensiv null Zugriff. 19 Gegentore nach der ersten Halbzeit spiegeln das wider. Auch im zweiten Durchgang schaffen wir es nicht, die nötige Körperlichkeit in unser Abwehrverhalten zu kriegen. Die erste Zeitstrafe nach 41. Minuten spricht da Bände. Dazu kommen dann unter dem Strich 20 Fehlwürfe. So ist es insbesondere auswärts schwer Spiele zu gewinnen und das heute war einfach insgesamt zu wenig. Nachdem guten Spiel aus der Vorwoche hatten wir uns viel vorgenommen. Wir wollten nachlegen. Das haben wir nicht geschafft. Jetzt gilt es das Spiel aufzuarbeiten und am nächsten Freitag gegen Erlangen hoffentlich die zwei Punkte zu holen.“
JAMAL NAJI: „Wir haben uns die ganze Woche darauf vorbereitet, wie wichtig das Spiel heute sein wird und sind sehr gut in die Partie gekommen. Unsere offensive Abwehr bereitet Stuttgart insbesondere am Anfang große Probleme – auch wenn sie rein statistisch gar nicht so effektiv war. Trotzdem: Wir greifen hoch und effektiv an und haben heute insgesamt sehr viele gute Situationen über die Linksaußen-Position, wo wir Tim Nothdurft immer wieder gut in Szene setzen. Dazu macht Linus Arnesson heute ein fantastisches Spiel, wir sind immer wieder über Nadelstiche im eigenen Tempospiel erfolgreich und gewinnen so Summa summarum hoch verdient. Ich finde sogar, dass wir es gegen Ende noch klarer hätten gestalten können. Dennoch sind wir sehr zufrieden und jetzt geht es am Mittwoch im Pokal direkt weiter.“
JÖRG FÖSTE: „Ich war angespannt vor dem Spiel, weil ich um die Bedeutung wusste. Es war richtungsweisend, weil wir nicht nur tabellarisch Nachbarn sind, sondern auch immer wieder verstärkt nach unten schauen müssen in dieser Saison. Da sind zwei Punkte gegen einen direkten Rivalen im gegenwärtig unteren Mittelfeld Gold wert. Von großer Bedeutung war, dass wir von Anfang an eine Qualität auf das Feld bringen, die den Gegner beeindruckt und die Zuschauer mitnimmt. Diese Qualität haben wir gezeigt. Wir haben eine griffige 5:1-Deckung gestellt. Ein taktischer Kniff des Trainers, der voll gezündet hat. Wir haben hinten Kai Häfner mit der Hand die Laufbewegungen weggenommen. Was das bedeutet, haben wir in der zweiten Halbzeit gesehen. Wenn er ins Laufen kann, trifft er nämlich auch. Vorne hat Linus Arnesson überragend Regie geführt. Mit Lukas Stutzke und Djibril M’Bengue, der heute gezündet hat, war es eine große Mannschaftsleistung. Über allem steht der Wille, das Spiel nach Hause zu bringen. Der war von Anfang an zu spüren.“

BERGISCHER HC – TVB STUTTGART 33:28 (21:13)
BERGISCHER HC: Johannesson, Oberosler – Nothdurft (12), Schmitz, Andersen (2), Stutzke (5), Morante, Babak, Arnesson (7/2), Ladefoged (2), Santos, M´Bengue (5), Fraatz, Reimer.  Trainer: Jamal Naji
TVB STUTTGART: Heinevetter, Vujovic – M. Häfner, Fernandez Jimenez (5/3), Hanusz (2), Lönn (2), Bacani. Röthlisberger, Nicolaus, Forstbauer, Laube (3), Zieker (2), Pfattheicher (5), Maric, K. Häfner (9). Trainer: Michael Schweikardt
SCHIEDSRICHTER: Andre Kolb und Markus Kauth
SIEBENMETER: 2/3 – 3/3
ZEITSTRAFEN: 4 – 1 (Morante, Stutzke, Santos, Fraatz – Röthlisberger)