Es ist keine einfache Situation, in der sich der Bergische HC gerade befindet. Nach sieben Erstliga-Spielen ohne Punkt und zuletzt einer 22:33-Niederlage in Leipzig gab es viele Gespräche und eine ausführliche Aufarbeitung der Situation. „Ich glaube, das hat allen guten getan. Wir haben jetzt einen gemeinsamen Nenner“, sagt Trainer Jamal Naji vor einem Spiel, das nicht nur in der aktuellen Lage eine besondere Brisanz mit sich bringt: In der Unihalle kommt es am Sonntag (16.30 Uhr) zum Derby gegen den VfL Gummersbach.
Das Spiel ist seit Wochen ausverkauft. Ein Faktor, den der BHC für sich nutzen möchte. „In dieser schweren Phase sind wir sehr dankbar für die Unterstützung. Die bringt uns auch in eine Pflicht“, sagt Naji, der nach den Aussprachen sicher ist: „Wir haben alle keine Alibis mehr.“ Vergessen sei die Pleite in Leipzig, in der alle zu schnell akzeptiert hätten, dass es ein schwieriges Spiel werden könnte.
Emotional und kämpferisch wollen die Löwen am Sonntag nun alles reinwerfen, um dringend benötigte Punkte im Abstiegskampf zu gewinnen. Dass dies schwierig wird, belegt auch die derzeitige Form der Oberbergischen. Der Tabellensiebte hat 24:22-Punkte und in diesem Jahr bereits gegen Leipzig sowie in Eisenach und Lemgo gewonnen.
Das Hinspiel allerdings ging an den BHC. Am fünften Spieltag gewannen die Bergischen 33:27, nachdem sie die ersten vier Saisonbegegnungen verloren hatten. Die Hoffnung, dass der BHC am Sonntag erneut als Außenseiter siegt, ist da. „Selbsterklärend ist für mich, dass wir bedingungslose Leidenschaft auf das Feld bringen müssen“, sagt Naji. Und: „Im Vergleich zum Leipzig-Spiel brauchen wir natürlich viel mehr Torhüter-Paraden, müssen viel besser in die Zweikämpfe kommen und benötigen eine viel, viel konsequentere Chancenverwertung.“
Tempospiel und Rückzug seien Faktoren, auf die man aus den vorigen vier Spielen aufbauen könne. „Die anderen drei Punkte müssen wir aber wirklich deutlich verbessern“, betont der Coach, der dem VfL Gummersbach eine starke Saison bescheinigt. „Es überrascht mich nicht, dass es dort so gut läuft, weil die Spieler, die sie geholt haben, auf Topniveau sind. Sie haben sehr vieles richtig gemacht. Das muss man als Nachbar neidlos anerkennen.“
Hinzu komme, dass in Gummersbach eine Euphorie entfacht wurde und sie in Julian Köster einen Spieler haben, der vorne wie hinten ein absoluter Spitzenhandballer sei. „Man muss schon sagen, dass sie auf jeder Position eine hohe Qualität haben. Trotzdem haben wir zwei, drei Ansätze gefunden, wie wir sie knacken können.“
Die Situation im BHC-Kader könnte sich zumindest ein bisschen entspannen. Frederik Ladefoged hat noch Rückenprobleme, doch vielleicht ist er am Sonntag einsatzbereit. Tim Nothdurft geht es nach seiner Augenentzündung wieder besser. Ob er aber schon spielen kann, ist noch offen. Dasselbe gilt für Djibril M’Bengue, der mit Knieproblemen zu kämpfen hat.
Gute Fortschritte macht währenddessen Tom Kare Nikolaisen, der im Krafttraining wieder fast auf 100 Prozent ist. „Wir rechnen in dieser Saison nicht mehr unbedingt mit ihm, aber ich will es auch nicht ausschließen. Wenn es dann doch klappt, wäre die Freude umso größer“, sagt Naji. Noch ein paar Wochen benötigt Aron Seesing nach seiner Schulterverletzung. Und Elias Scholtes? Der wird in dieser Saison gar nicht mehr spielen, weil der Fußbruch nicht so verheilt, wie man es sich erhofft hatte. Die zeitliche Hoffnung bei ihm liegt auf der Vorbereitung im Sommer.