Linus Arnesson steht am Kreis, die eine Hand den Ball fordernd in die Höhe gestreckt. Ein Abwehrspieler aus Flensburg zieht ihm dabei leicht von der Seite am Trikot.
Foto: Ingrid Anderson-Jensen

GEBEUTELTER BHC SCHEIDET AUS

Im DHB-Pokal ist für den Bergischen HC erneut im Achtelfinale Endstation. Bei der in der Bundesliga seit acht Spielen verlustpunktfreien SG Flensburg-Handewitt hätte für die Gäste ohnehin alles passen müssen. Doch in dieser Notbesetzung war für die Mannschaft beim 29:37 (15:18) trotz guter erster Halbzeit nichts drin.
Im Vergleich zum vergangenen Ligaspiel, als der BHC trotz sechs Ausfällen den TVB Stuttgart mit 33:28 in die Schranken verwiesen hatte, kehrte nur Christopher Rudeck in den Kader zurück. Der Torhüter reiste kurzfristig mit dem Zug nach, hatte Verspätung, kam aber gerade noch rechtzeitig an der Campushalle an. Dafür fehlte allerdings Peter Johannesson erkrankt, und während des Aufwärmens brach auch noch Frederik Ladefoged mit Rückenbeschwerden ab. Die Folge: Ivo Santos aus der zweiten Mannschaft war der einzige gelernte Kreisläufer im Kader.

Der bekam auch entsprechend viel Spielzeit und bestach mit einer energischen Abwehrleistung. Vorne traf er gleich drei Mal. Am Kreis half auch Linus Arnesson aus. Im Tor begann zum ersten Mal bei den Profis Louis Oberosler. Der dritte Mann auf der Position war an einigen Bällen dran, schaffte aber letztlich etwas unglücklich nur eine Parade.

Trotzdem boten die Löwen eine gute erste Halbzeit. Naji stellte taktisch gewaltig um, setzte im Angriff auf den siebten Feldspieler und in der Deckung auf eine offensive Variante. Gleichzeitig verzichteten die Bergischen auf das eigene Tempospiel. Alle Maßnahmen beeindruckten die Flensburger zeitweise. Die Chance, mit einer Führung in die Pause zu gehen, war da, doch die Gäste scheiterten auch an SG-Torhüter Benjamin Buric und kassierten den einen oder anderen Ball ins eigene leere Gehäuse.

Nachdem Lukas Stutzke kurz vor dem Halbzeitpfiff auf 15:18 aus BHC-Sicht verkürzt und der eingewechselte Christopher Rudeck seine erste Glanzparade gezeigt hatte, war die Hoffnung auf eine Überraschung zur Pause noch vorhanden. Sie zerschlug sich allerdings in der zweiten Hälfte. Die Flensburger kamen nun im Angriff etwas einfacher durch und wurden ihrer Favoritenstellung phasenweise eindrucksvoll gerecht.

Jamal Naji wechselte mit Blick auf die sich anbahnende Niederlage viel. Die fiel letztlich etwas hoch aus – was mit Blick auf den Pokal, in dem nur Sieg oder Niederlage zählen, natürlich nicht mehr ganz so entscheidend war. Eloy Morante Maldonados sechs Treffer konnte die BHC-Stimmung zumindest noch etwas heben, wobei die Enttäuschung über das Ausscheiden in allen Gesichtern abzulesen war.

LÖWENGEBRÜLL – STIMMEN ZUM SPIEL
JAMAL NAJI: „Glückwunsch an die SG zum völlig verdienten Sieg, denn darüber gibt es heute keine zwei Meinungen. Aus unserer Sicht ist die Geschichte schnell erzählt: Wir wollten hier ein bisschen was Verrücktes probieren. Mit Blick auf unsere Personalsituation mussten wir das auch und in Flensburg gewinnst du nicht, wenn du Sechs gegen Sechs spielst und klassisch Sechs gegen Null verteidigst. Wir wollten gucken, was uns Flensburg anbietet und was wir von ihnen bekommen, gehen mit einem guten Gefühl in die zweite Halbzeit, weil wir an die Sensation glauben, und dann hat Flensburg einen draufgelegt und uns zu schnell den Zahn gezogen. Mit Blick auf die nächsten – für uns sehr wichtigen – zehn Tage mussten wir hintenraus rotieren, um die Ressourcen, die uns noch übrig bleiben, zu schonen. Dazu kommt, dass wir von den Außen heute zu uneffektiv sind und das Torhüter-Duell klar verlieren. Wobei man letzteres relativieren muss, weil Christopher Rudeck die halbe Woche flach lag und sich voll in den Dienst der Mannschaft gestellt hat und kurzfristig nachgereist ist. Am Ende kommt so ein Ergebnis zustande, was mich in der Höhe ärgert.“
NICOLEJ KRICKAU: „Erstmal möchte ich sagen, dass ich das, was der BHC und Jamal heute auf die Platte gebracht haben, mit Blick auf die vielen Verletzten sehr schätze. Sie waren kreativ und haben von Anfang an versucht, die Initiative zu ergreifen. Doch trotz ihrer 3-2-1-Abwehr war unsere Effektivität gut und mit der Zeit haben wir ihr Sieben gegen Sechs im Angriff besser in den Griff bekommen. Unser Spiel war zwar nicht sehr gut, aber gut genug. Es war insgesamt sehr ähnlich zum Ligaspiel – auch von den Voraussetzungen her. Am Ende sind wir zufrieden, dass wir gewonnen haben und eine Runde weiter sind. Hervorheben möchte ich heute besonders die Tore der Spieler, die sonst nicht so viel auf der Platte stehen. Jetzt geht es in der Liga weiter und unser Fokus liegt auf Göppingen.“
JÖRG FÖSTE: „Imponierend, wie wir trotz aller Widrigkeiten diese schwere Aufgabe angenommen haben. Faszinierend, wie wir mit unseren verbliebenen Mitteln wie offensive Deckung und 7:6 im Angriff unsere Chance gesucht und über weite Strecken gefunden haben. Unsere Defensive hat Flensburg gestresst, vorn haben wir zeitweilig sehr gut kombiniert. Der Verzicht auf Tempospiel war klug und notwendig zugleich. Dass wir Empty-Goals kassieren, ist eingepreist. Den Zeitstrafen-Proporz muss man in Flensburg einkalkulieren. Pokalfazit nach diesem lausigen Los zur Unzeit: Raus mit ganz, ganz viel Applaus.“

SG FLENSBURG-HANDEWITT – BERGISCHER HC 37:29 (18:15)
SG FLENSBURG-HANDEWITT: Buric, Möller – Pytlick, Golla (4), Einarsson (5), Larsen (1), Gottfridsson (3), Jorgensen (3), Hansen (6), Horgen (2), Pedersen (2), Jakobsen (6/5), Blagotinsek, Kjaer Möller (5). Trainer: Nicolej Krickau
BERGISCHER HC: Rudeck, Oberosler – Nothdurft (3), Schmitz, Andersen (4), Stutzke (5), Morante (5), Babak (2), Arnesson (5/1), Santos (3), M´Bengue (2), Fraatz, Reimer. Trainer: Jamal Naji
SCHIEDSRICHTER: Sascha Standke und Steven Heine
SIEBENMETER: 5/5 – 1/1
ZEITSTRAFEN: 2 – 4 (Golla, Blagotinsek – Nothdurft, Stutzke (2), Andersen)