Frederik Ladefoged setzt sich am Kreis gegen zwei Eisenacher durch und hat nun den rechten Wurfarm frei zum Wurf.

MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND

Der Bergische HC hat gegen den ThSV Eisenach seine elfte Niederlage in Folge in der LIQUI MOLY HBL kassiert und damit die große Chance verpasst, wieder entscheidend in den Kampf um den Klassenerhalt einzugreifen. Nach dem 27:30 (14:16) gegen den Tabellen-16. haben die Löwen fünf Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz und stehen nun also mit dem Rücken zur Wand.
Die Stimmung in der mit 3.000 Zuschauern ausverkauften Wuppertaler Unihalle war einmalig. Die mitgereisten Fans aus Eisenach trieben ihr Team an, die BHC-Anhänger feierten ihre Mannschaft bereits in der ersten Minute mit stehenden Ovationen. Es herrschte eine Hexenkessel-Atmosphäre, die dem Abstiegsgipfel bis zum Schluss gerecht wurde.

Und die Hoffnung auf einen BHC-Sieg nährten gleich die ersten Minuten. Die Hausherren erwischten den besseren Start, trafen durch Noah Beyer, Eloy Morante Maldonado und Tomas Babak. In der Abwehr gelangen Ballgewinne, so dass Frederik Ladefoged auf 6:4 und Isak Persson nach einem Stürmerfoul sogar auf 7:4 stellte.
Bis dahin hatten sich die Löwen im Angriff keinen größeren Fehler erlaubt, doch danach kamen welche. Pässe landeten beim Gegner beziehungsweise im Aus, und die perfekte Ausbeute im Abschluss konnte die Mannschaft logischerweise auch nicht halten. In Windeseile kamen die Eisenacher wieder auf und gingen durch vier Treffer in Serie selbst in Führung.

Die Gäste schafften es immer wieder, die engagierte BHC-Abwehr auszuhebeln. In der gab Tom Kare Nikolaisen sein Comeback. Zweieinhalb Minuten half der Norweger, der die gesamte Saison aufgrund einer Rücken-OP ausgefallen war. Ein echter Faktor war er bei seinem Saisondebüt noch nicht.

Eisenach präsentierte sich vor allem stark darin, Siebenmeter um Siebenmeter herauszuholen. Insgesamt landeten neun von zehn Strafwürfen Manuel Zehnders im Netz. Die Bergischen hingegen wucherten deutlich mehr mit ihren Chancen. Speziell vor der Pause fanden diverse Würfe aus sechs Metern nicht ihr Ziel. Die Thüringer trafen mit einem Kraftwurf aus der zweiten Reihe in letzter Sekunde auch noch zum 16:14-Pausenstand aus ihrer Sicht.

Nach Wiederbeginn bekamen die Bergischen noch mehr defensiven Zugriff. Sie packten nun entschlossen zu, machten Eisenach das Leben sehr schwer. Offensiv überzeugten Grega Krecic mit vier Toren bei nur einem Fehlversuch sowie Eloy Morante Maldonado, der immer wieder erfolgreich in die Lücken stieß.

Der Abstiegsgipfel war nun ein Kampf auf Biegen und Brechen. Krecic brachte den BHC 14 Minuten vor Schluss 21:20 in Führung. Morante und Ladefoged stellten in der 54. und 56. Minute noch auf 24:23 beziehungsweise 25:24. Viel fehlte den Gastgebern nicht, um durch einen Sieg ein so wichtiges Signal zu setzen. Die letzten 240 Sekunden gehörten dann aber den ThSV. Der BHC bekam den Gegner nicht gestoppt und scheiterte bei den Antworten zu oft an Mateusz Kornecki im Eisenacher Tor.

LÖWENGEBRÜLL – STIMMEN ZUM SPIEL
MISHA KAUFMANN: „Für unsere Seite ist der Sieg heute hier extrem schön, für die andere Seite ist es natürlich sehr bitter. Einen Riesenrespekt an den BHC für die Leistung heute in dieser schwierigen Situation. Das Spiel war auf Messers Schneide. Es hätte auf beide Seiten kippen können und am Ende sind wir der glückliche Sieger. Ich denke, wir waren in den entscheidenden Momenten den Ticken ruhiger. Wir waren vielleicht etwas frischer und hatten nicht die Negativerfahrungen aus den letzten Wochen. Wir nehmen jetzt zwei Punkte mit nach Eisenach, die für uns natürlich extrem wichtig waren.“
JAMAL NAJI: „Es war ein unfassbar wichtiges Spiel für beide Seiten. Wir haben es 60 Minuten geschafft, auf dem gleichen Energie-Level zu funktionieren, wie Eisenach es bemerkenswerterweise schon über die ganze Saison schafft. Ich glaube, wir haben all das, was möglich war, hier investiert. Während des Spiels ist es dann so, dass wir zwei, drei falsche Entscheidungen treffen – vielleicht auch nicht das Spielglück in den Momenten haben. Eisenach bleibt ruhig und clever. Sie spielen das, was sie können und machen das gut. Wir müssen dann am Ende aufmachen und so kommt das Ergebnis zustande. Vielmehr möchte ich jetzt gerade nicht sagen.“
JÖRG FÖSTE: „Der Klassenerhalt wird jetzt zur Herkulesaufgabe bei fünf und sechs Punkten Rückstand gegenüber Eisenach und Erlangen. Die Flinte ins Korn zu werfen, ist sicher keine Option, aber die Aufgabe ist so viel schwerer geworden, dass man von einer Herkulesaufgabe sprechen muss. Heute stand in der ersten Halbzeit die Abwehr gar nicht so schlecht. Wir haben es versäumt, nach dem ersten Eingreifen vom Tor wegzuhalten. Sie sind noch gelaufen, so war auch die Siebenmeter-Flut zu erklären. Vorne haben wir wieder zu viele freie Chancen liegengelassen. Dadurch erklärt sich der Halbzeitstand von minus zwei. Kämpferisch ist der Mannschaft in der zweiten Halbzeit weiterhin kein Vorwurf zu machen. Sie hat alles hineingeworfen. Aber es ist im Prinzip ein Abziehbild vergangener Spiele. Wir haben wenig Paraden in der zweiten Halbzeit, und in der Schlussphase spielen wir nicht abgeklärt genug. Das ist zu viel Harakiri, und diese Abgeklärtheit auch bei einer Führung, die wir kurz vor Schluss noch innehatten, einen Angriff ruhig herunterzuspielen, ist uns einfach abhanden kommen heute. Unter dem Strich kann man sich damit trösten, dass es Sport ist. Man kann sich auch damit trösten, dass es heute ein Hexenkessel war – es war eine riesige Atmosphäre. Und vielen Dank an unsere Fans, die seit Monaten Woche für Woche auf ein Erfolgserlebnis warten und immer wieder enttäuscht werden. Dass sie heute die Kraft mobilisiert haben, uns heute vorbehaltlos zu unterstützen, war fantastisch zu sehen und zu hören.“

BERGISCHER HC – THSV EISENACH 27:30 (14:16)
BERGISCHER HC: Johannesson, Rudeck – Nothdurft, Beyer (6/2), Andersen, Stutzke (2), Morante (7), Babak (3), Arnesson, Ladefoged (4), Nikolaisen, Doniecki, M´Bengue, Krecic (4), Fraatz, Persson (1).  Trainer: Jamal Naji
THSV EISENACH: Spikic, Kornecki – Reichmuth, Zehnder (12/9), Patrail, Walz (2), Mengon (1), Grgic (6), Ende, Meyer, Lumbroso (1), Donker (2), Kurch (1), Snajder (2), Weyhrauch (2), Saul (1). Trainer: Misha Kaufmann
SCHIEDSRICHTER: Philipp Dinges und Fabian Baumgart
SIEBENMETER: 2/3 – 9/10
ZEITSTRAFEN: 3 – 4 (Ladefoged, Morante, Stutzke – Patrail, Walz, Meyer, Donker)