Der Bergische HC hat gegen den SC Magdeburg 60 Minuten lang alles gegeben, musste sich in der ausverkauften Düsseldorfer Mitsubishi Electric HALLE aber doch mit 27:30 (12:17) geschlagen geben. Den Schwung dieser Leistung will die Mannschaft nun in die anstehende wichtige Phase im Kampf um den Klassenerhalt in der LIQUI MOLY HBL mitnehmen.
Um gegen das wohl beste Team der Bundesliga zu gewinnen, hätte beim BHC alles funktionieren müssen. Dazu zählt auch eine herausragend gute Chancenverwertung. Die jedoch war nicht konstant auf allerhöchstem Niveau. Speziell zu Beginn ließen die Löwen viel liegen und gerieten so in einen Rückstand, dem sie bis zum Schluss hinterherliefen.
Trotzdem gelang es dem SCM nicht, sich deutlich abzusetzen. Die Bergischen blieben dran und zeigten sich auch von diversen Widrigkeiten weitgehend unbeeindruckt. So kassierte Frederik Ladefoged früh zwei Zeitstrafen, so dass Trainer Jamal Naji im Innenblock stärker rotieren musste. Linus Arnesson übernahm erfolgreich einen großen Part neben Lukas Stutzke.
Insgesamt saßen BHC-Spieler 14 Minuten lang auf der „Strafbank“, während nur ein Magdeburger zwei Minuten abbrummen musste. Zwar war beispielsweise die Hinausstellung gegen Tim Nothdurft für einen Kopftreffer des gegnerischen Torhüters durchaus berechtigt, doch das Missverhältnis wurde dem Geschehen im Gesamtbild dennoch nicht gerecht. Kompensiert bekam es der BHC trotzdem – mit viel Willen und Kampf.
Das 12:17 zur Pause war bereits ein Handicap, aber auch eine harte Rote Karte gegen Nothdurft warf den BHC nicht aus der Bahn. Die Löwen wirkten überzeugt und entschlossen, die Wende gegen den Topfavoriten noch herbeiführen zu können. Vieles funktionierte: Christopher Rudeck war in beiden Halbzeiten zwischen den Pfosten ein Faktor, Louis Oberosler – für den erkrankten Peter Johannesson im Kader – parierte einen Siebenmeter. Paraden wie diese brachten natürlich einen Schub, die 4068 Fans unterstützten entsprechend.
Auch die insgesamt sieben Tore von Lukas Stutzke machten Hoffnung sowie der offensive Schwung, den Mads Andersen in einer Phase der zweiten Hälfte hereinbrachte. Rechtsaußen Yannick Fraatz sorgte in Abwesenheit von Djibril M’Bengue (Knieverletzung) im rechten Rückraum für viel Spielfluss. Als Mannschaft fanden die Bergischen im Angriff Lösungen. All das hielt den BHC in Reichweite.
Dass es letztlich nicht zur Sensation gereicht hat und zum Schluss nicht mehr richtig spannend wurde, war natürlich auch der herausragenden Qualität des SC Magdeburg zuzuschreiben. Die Gäste hatten immer wieder Antworten und gerieten nie ins Schwimmen. Nach dem 29:24 durch den 13-fachen Torschützen Omar Ingi Magnusson war die Partie vorentschieden.
LÖWENGEBRÜLL – STIMMEN ZUM SPIEL
BENETT WIEGERT: „Es war das erwartet schwere Auswärtsspiel gegen eine Mannschaft, die gerade gegen jede Widrigkeit um Punkte und eine bessere Platzierung in der Tabelle kämpft. Ich wusste, was das Ergebnis in Leipzig noch mal zusätzlich zu bedeuten hat und dementsprechend hat der Bergische HC heute auch alles zu jeder Sekunde in dieses Spiel reingelegt. Ohne die Leistung schmälern zu wollen, bin ich mit unserer jedoch etwas unzufrieden: Ich hatte schon das Gefühl, dass wir das Momentum – gerade wenn wir mal mit fünf Toren geführt haben – mehr auf unserer Seite hatten und dann den Killer-Instinkt vermissen lassen. Immer wieder gambeln wir und lassen den BHC wieder rankommen. Wir verlieren die zweite Halbzeit daher völlig verdient und bringen uns selbst um ein besseres Ergebnis. Ich glaube, dass wir das hier besser gestalten können. Trotzdem: Riesenrespekt für diesen Kampf des BHC.“
JAMAL NAJI: „Glückwunsch an den SCM und Benno zu verdienten zwei Punkten. Ich werde nicht müde zu betonen, dass ich Magdeburg für eine, wenn nicht sogar die beste Mannschaft der Welt halte. Das haben sie heute auch gezeigt. Was wir aus dem Spiel mitnehmen können und müssen, ist, dass wir zu jedem Zeitpunkt nicht nur gekämpft, sondern auch Lösungen gefunden haben. Das sind häufig zwei Paar Schuhe, denn du kannst dich gegen eine drohende Niederlage stemmen und dennoch das Gefühl haben, es geht nichts. Wir haben Frederik Ladefoged mit zweimal zwei Minuten früh verloren, was unserem Spiel sehr wehgetan hat. Linus Arnesson wiederum hat das fantastisch kompensiert. Dass du gegen Magdeburg Zweikämpfe verlierst, liegt in der Natur der Sache. Und trotzdem: Ich glaube, dass wir mit einem guten Gefühl in die für uns sehr wichtigen sechs Spiele gehen können. Die Mannschaft hat dran geglaubt – auch wenn die Qualität des SCM am Ende eine andere war. Man hatte zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, dass sie noch einen drauflegen können. Für uns gilt: Wir haben gekämpft und gegen die brutale Qualität des Gegners in großen Teilen mitgehalten. Das nehmen wir mit. Und unsere Saison muss jetzt anfangen.“
JÖRG FÖSTE: „Wir können zufrieden sein. Vor allem mit den Zuschauern, die ein sehr feines Gespür dafür haben, dass die Mannschaft jetzt Hilfe braucht und in einer komplizierten Situation ist. Hier war 60 Minuten Unterstützung spürbar. Auf dem Feld haben wir keinen Ball verloren gegeben. Dass man gegen die starken Individualisten von Magdeburg das eine oder andere Eins-gegen-Eins verliert oder nicht in die Helfer-Situationen kommt, ist normal. Aber wir haben es über weite Strecken sehr gut verteidigt und Magdeburg durchaus weitgehend vom Tor weggehalten. Hinzu kam wieder eine recht gute Torhüterleistung, so dass wir im Deckungsbereich zufrieden sein können. Wenn du Magdeburg schlagen willst, musst du die Freien verwandeln. Da haben wir wieder zu viel liegengelassen. Wir haben es sehr gut herausgespielt – auch das trägt dazu bei, dass man von einem guten BHC-Spiel sprechen muss. Rein rechnerisch ist es so, dass wir es jetzt letztmals in eigener Hand haben, über den Strich zu kommen. Noch geht es ja. Dazu müssen wir aber jetzt punkten. Da führt kein Weg daran vorbei – das muss am Donnerstag in Stuttgart anfangen.“
BERGISCHER HC – SC MAGDEBURG 27:30 (12:17)
BERGISCHER HC: Rudeck, Oberosler – Beyer (6/3), Nothdurft (1), Andersen (2), Stutzke (7), Morante (2), Babak, Arnesson, Ladefoged (5), Doniecki, Krecic (3), Fraatz, Persson (1). Trainer: Jamal Naji
SC MAGDEBURG: Hernández Ferrer, Portner – Meister, Musche (1), Claar (5), Kristjansson (1), Smarason (1), Magnusson (13/7), Hornke (4), Weber, Lagergren (1), Mertens (2), Saugstrup (1), O´Sullivan, Bergendahl (1). Trainer: Bennet Wiegert
SCHIEDSRICHTER: Marvin Cesnik und Jonas Konrad
SIEBENMETER: 3/3 – 7/9
ZEITSTRAFEN: 6 – 1 (Nothdurft (2), Ladefoged (2), Morante (2) – Meister)
ROTE KARTE: Nothdurft