Zum dritten Mal in Folge trat der Bergische HC zum Spitzenspiel der 2. Handball-Bundesliga an. Nach dem 32:31 gegen den HC Elbflorenz und dem 26:26 in Balingen hielten die Löwen nun auch den bis dahin drittplatzierten ASV Hamm-Westfalen auf Distanz. Beim 34:28 (17:14) blieb die Mannschaft vor allem in der Schlussviertelstunde abgezockt und verteidigte damit die Tabellenführung, die auch am kommenden spielfreien Wochenende Bestand haben wird.
Bereits vor dem Anpfiff atmeten die 2114 Zuschauer in der Mitsubishi Electric HALLE auf. Tomas Babak und Noah Beyer, beide beim Pokalspiel in Gummersbach nicht dabei, wärmten sich auf. Verzichten mussten die Bergischen allerdings auf Yannick Fraatz und Elias Scholtes, die jeweils von einer Virusinfektion außer Gefecht gesetzt wurden.
Die Rückkehr Beyers machte sich von der ersten Minute an bemerkbar. Was der Linksaußen auch anging, es hatte Erfolg. Er traf von Außen, aus dem Tempospiel heraus oder per Siebenmeter. Ohne Fehlwurf gehörte er zu den stabilsten BHCern, die auch in Djibril M’Bengue, Eloy Morante Maldonado, Gerdas Babarskas und eben Tomas Babak offensive Leistungsträger hatten.
Die Gastgeber gingen recht hohes Tempo, hatten auch Erfolg in der Abwehr sowie im Tor durch Christopher Rudeck, aber sie leisteten sich auch viele technische Fehler. Die kosteten genauso einen höheren Vorsprung zur Pause wie die maue Ausbeute in Überzahl-Situationen. Der ASV Hamm brummte in der ersten Halbzeit fünf Strafzeiten ab, der BHC nutzte diesen Vorteil zu selten.
Dennoch genügte es zur 17:14-Halbzeitführung, die jedoch in der ersten Viertelstunde des zweiten Durchgangs dahin schmolz. Djibril M’Bengue traf zwar teils in beeindruckender Manier, doch in der 46. Minute hatte der BHC seinen Vorsprung verloren. Es stand 23:23, das Match drohte zu kippen. Und Noah Beyer war inzwischen nicht mehr dabei. Nach seinem achten Tor zum 21:18 hatte er das Feld verletzt verlassen müssen. Paul Gießelmann übernahm auf seiner Position.
In einer Auszeit stellten die BHC-Trainer Arnor Gunnarsson und Markus Pütz ein paar Schrauben und hatten Erfolg. Aron Seesing holte einen Siebenmeter und eine weitere Hammer Strafzeit heraus. Eloy Morante Maldonado traf von der Linie zum 24:23. Und nun schlugen die Gastgeber in Überzahl zu. Nach einer Rudeck-Parade versenkte Djibril M’Bengue, Gießelmann besorgte wenig später das 26:23.
Die Löwen steuerten nun entschlossen dem Sieg entgegen. Völlig souverän erhöhten Seesing, M’Bengue und Morante weiter. Nach dem 34:28 steht fest, dass der BHC als Tabellenführer in den Dezember gehen wird. Zwar absolviert die Konkurrenz am kommenden Wochenende einen kompletten Spieltag und kann somit aufholen – das eigentlich angesetzte BHC-Spiel in Ludwigshafen hat bereits im Oktober stattgefunden -, doch durch den Erfolg über Hamm steht fest, dass die Bergischen vorne bleiben werden.
Löwengebrüll – Stimmen zum Spiel
Michael Hegemann: „Wenn man das ganze Spiel sieht, ist es ein verdienter Sieg für den BHC. Trotzdem will ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen: Ich glaube, dass wir heute über 60 Minuten ein wirklich ebenbürtiger Gegner waren. Wir haben versucht mit unseren Möglichkeiten alles reinzuwerfen und dann zu gucken, ob wir eine Chance haben. Wenn man ganz ehrlich ist, gibt es diese dann auch so um die 45. Minute rum. Dort hätte das Spiel kippen können, doch der BHC schafft es im Zeitspiel den Kreisläufer gegen unseren Linksaußen freizuspielen. Wir kassieren in der Situation eine Zwei-Minuten-Strafe, die uns sehr wehtut und uns dann auch dieses Momentum im zweiten Durchgang kostet. Gleichzeitig haben wir auf der Gegenseite einen Durchbruch, den wir verschießen und kriegen dann einen 0:3-Lauf. Das ist am Ende für uns ein Nackenschlag zu viel. Mit den Kräften wird es hintenraus schwieriger – auch, weil wir nicht in eine Euphorie-Phase kommen. Diese hätten wir gebraucht, um am Ende etwas Zählbares mitzunehmen. Und trotzdem: Wir haben es über Phasen wirklich ordentlich gemacht.“
Markus Pütz: „Wir sind mit dem Sieg zufrieden – keine Frage. Wir kommen gut rein, haben im eigenen Überzahl-Spiel aber nicht die Konsequenz, die wir an den Tag legen hätten müssen. Aus zehn Minuten Überzahl für uns in Halbzeit eins, holen wir einfach nicht genug raus. In der zweiten Halbzeit haben wir dann eine Phase, wo wir keine Lösungen vorne finden. Dazu kriegen wir die Kreisläufer-Kooperation von Hamm nicht verteidigt und deswegen wird das Spiel eng. In dieser Phase hätten das Momentum kippen können. Über Kreuzbewegungen lösen wir es dann vorne aber wieder besser, isolieren die Spieler, bei denen wir merken, dass die Puste ausgeht, und erarbeiten uns einen Lauf. Dazu kommt Christopher Rudeck mit ein paar wichtigen Paraden, die wir brauchen, um dann auch in unser Tempospiel zu kommen. Dadurch konnten wir die Wechselmöglichkeiten von Stüber einschränken. In Summe geht der Sieg in Ordnung. Uns war es wichtig, nach dem Kampf in Gummersbach, dieses Spiel zu gewinnen. Jetzt haben wir zwei Wochen Pause, können regenerieren und dann geht es in einen ganz wichtigen Monat Dezember, indem wir weiter punkten wollen.“
Fabian Gutbrod: „In der ersten Halbzeit hatten wir ein sehr gutes Abwehr-Torhüter-Paket in Verbindung mit dem Tempospiel. Die Effektivität in Überzahl war allerdings zu niedrig. In der zweiten Hälfte war es klar, dass wir nicht mehr ganz so ins Tempo kommen wie vor der Pause aufgrund von Müdigkeit. Wir haben dann auch Probleme mit dem guten Kreisläufer-Spiel von Hamm. Was ich wirklich gut finde, ist, wie wir es nach dem Unentschieden und der Auszeit angehen. Das haben wir wirklich in der Manier eines Tabellenführers ruhig und besonnen geregelt. Wir waren auch taktisch in der Lage, unser Angriffsspiel noch ein bisschen umzustellen. Das fand ich sehr, sehr erfreulich. So wie sich aktuell die Liga dasteht, ist jeder Sieg gerade extrem wichtig.“
Bergischer HC – ASV Hamm-Westfalen 34:28 (17:14)
Bergischer HC: Rudeck, Diedrich – Beyer (8/2), Giesselmann (2), Massoud, Babarskas (3), Granlund, Morante (8/2), Babak (2), Gislason, Seesing (4), Thiele, M´Bengue (6), Wasielewski, Fuchs (1). Trainer: Arnor Gunnarsson
ASV Hamm Westfalen: Hertlein, Katsigiannis – Huesmann (1/1), Meyer-Siebert (5), Böttcher (2), Machner (3), Hüter (2), Mühlhauser, Haunold (2), Bornemann (5), Körber, Stüber (4), Jacobs (1), Coßmann (3). Trainer: Michael Hegemann
Schiedsrichter: Leon Bärmann und Nico Bärmann
Siebenmeter: 4/4 – 1/3
Zeitstrafen: 2 – 7 (M´Bengue, Babarskas – Machner, Hüter, Haunold, Bornemann, Coßmann (2), Jacobs)